Page 9 - Dialekt

Standardsprache fußt die Umgangssprache, allerdings ungenau und ohne verbindliches
Normensystem, sie steht in direkter Verbindung zum Dialekt und beinhaltet zahlreiche
dialektale Elemente. Zwischen beiden findet ein ständiger Austausch statt.

Die Regionalität fällt bei der Umgangssprache großräumiger aus als beim Dialekt. Das
Österreichische Wörterbuch verwendet die Begriffe Dialekt und Mundart synonym und
bezeichnet damit jene Sprachform, „die auf der ursprünglichen sprachlichen Entwicklung
einer Region beruht, meist kleinräumig verbreitet ist und vor allem“ im mündlichen
Sprachgebrauch Verwendung findet.xiii Das sprachliche Normensystem des Dialekts ist ein
anderes als dasjenige der Standardsprache, daher kann im Dialekt etwas richtig sein, was im
Standard als falsch gilt (z. B. Geschlecht: Standard: der Teller vs. Umgangssprache und
Mundart: das Teller u. a.). Übergänge zwischen den Sprachschichten können fließend sein.
Der weitaus größte Teil der österreichischen Bevölkerung wechselt je nach Situation und
Sprechanlass von einer Sprachschicht in die andere, wobei die Standardsprache häufig eine
regionale lautliche Färbung aufweist. Nach meinem Verständnis, durchaus im Unterschied zu
anderen Benennungsweisen (so verstehen andere Einteilungen „Mundart“ auch als
Sammelbezeichnung für verschiedene Dialekte, z. B.: Eberhard Kranzmayer: Ötztaler
Mundart; Hans Haid: Ötztaler Dialekt der bayerischen Mundart), stellt der Begriff „Dialekt“
den eher regional-größerräumig zu verstehenden Oberbegriff dar, der Begriff „Mundart“ eine
kleinräumigere, lokale Sprachvarietät, daher bezeichne ich „meine“ Sprache als
österreichisches Deutsch, Ötztaler Dialekt, Mundart von Längenfeld.

Eine ähnliche Differenzierung erfolgt auch im Duden: Demnach hat Deutsch mehrere und u.
U. recht unterschiedliche Erscheinungsformen und gilt daher als sog. „plurizentrische“
Sprache.xiv Neben nationalen Varietäten (sog. Austriazismen, Helvetismen, Teutonismen)
wird auf die Existenz zahlreicher regionaler Varietäten verwiesen. „Dialekt (der Begriff
Mundart wird ebenfalls synonym verwendet, HB) ist die sprachgeschichtlich ursprüngliche,
kleinräumige Erscheinungsform einer Sprache, die meist auf Themen des Alltags beschränkt
ist und ein eigenes grammatisches System aufweist.“xv Zwischen eher kleinräumigen
Dialekten und den großräumigen regionalen oder nationalen Varietäten einer Sprache steht
die Umgangssprache. Gemeindeutsche sprachliche Erscheinungsformen haben im
gesamten deutschen Sprachraum Gültigkeit. Vor allem aus historischen Ursachen ist eine
Reihe von spezifisch österreichischen Sprachmerkmalen des Deutschen auch in
benachbarten Gebieten zutreffend (z. B. in Südtirol, im Engadin, in Bayern). Innerhalb
Österreichs werden vier sprachliche Großlandschaften unterschieden (Ost-, Mittel-, Süd- und
Südost-, Westösterreich), wobei die Unterschiede vor allem die Aussprache und das Lexikon
(Wortschatz) betreffen.

Das österreichische Standarddeutsch stellt somit eine Varietät im Rahmen des Deutschen
mit zahlreichen eigenen Ausformungen und Ausprägungen dar.xvi Die Ursachen sind vielfältig
und vor allem historischer und sprachgeografischer Natur. Manche Wörter werden nur in
einer bestimmten Gegend oder in einem Bundesland verwendet. Als Merkmale des
österreichischen Deutsch werden ein spezifischer Wortschatz, Besonderheiten hinsichtlich
der Wortbildung, eigene Redewendungen (Phraseologie) und Sprachverwendungsformen
(Pragmatik) sowie als besondere Charakteristika eine abweichende Betonung (z. B. Kaffee,
Tabak auf der letzten Silbe gegenüber auf der ersten in Deutschland) in bestimmten Wörtern
und Aussprachemerkmale (insbesondere die gleichermaßen stimmlose Aussprache von b/p,
d/t und g/k und Wechsel zwischen betonten und unbetonten Silben) angeführt. In einigen
Fällen kommt es auch zu einer Abweichung vom grammatischen System der deutschen
Standardsprache (z. B.: Verwendung von Präpositionen, Pluralbildungen, Perfektbildung bei

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