Page 14 - Aufsatz
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3.1 Tiroler Sprachlandschaftenxxxi

Oberland: Im Tiroler Oberland (westlich von Innsbruck) zeigen sich häufig
kleinräumige Unterschiede, manchmal von Ort zu Ort. Einige Besonderheiten
der Mundarten des Tiroler Oberlandes sind set/seit/sejt für sagt bzw.
gset/gseit/gsejt statt gsogt (gesagt) und it statt nit/nitte (nicht).
Verkleinerungsformen lauten durchwegs auf -le, -ele und –eli (z. B.
Madle/Madele/Madli für Mädchen), während im übrigen Inntal ein -l angehängt
wird (Madl). Die Lautgruppe -el (kurz) wurde zu -al (Welt – Walt, Geld – Gald).
U. a. wurden einige alemannische Redensarten übernommen und gibt es auch
eine Reihe von Alemannismen sowie von rätoromanischen Sprachresten.

Außerfern: Durch die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum schwäbischen
Bistum Augsburg gehört das Außerfern der schwäbisch-alemannischen
Dialektgruppe an, die Ähnlichkeiten mit den Dialekten des angrenzenden
Allgäus aufweisen (vor allem um Vils, Reutte und im TannheimerTal). Hier
verläuft auch die schwäbisch-bairische Hauptgrenze (z. B. Tag - Tog, Wasser –
Wossa, tät - tat (täte). Das Lermooser Becken, der Talkessel von Reutte, auch
das obere Lechtal sind dagegen vom Oberinntal her bairisch beeinflusst. Im
oberen Lechtal bestand und besteht zudem eine Nahbeziehung zum
Vorarlbergischen, insbesondere zum Walserischen und Wälderischen.

Tiroler Zentralraum: Dieser Begriff bezeichnet den Großraum Innsbruck und
Umgebung (westliches Mittelgebirge, Stubaital, Wipptal mit seinen Seitentälern,
das Gebiet zwischen Telfs und Schwaz). Diese Sprachvariante, es handelt sich
um einen sog. Ausgleichsdialekt, wie er auch in Vorarlberg im Raum Bregenz
(sog. Bödeledütsch) mit einem spürbaren Einfluss des Hochdeutschen
vorkommt, gilt als „Standardtirolerisch“, kommt häufig in Film, Fernsehen und
auch Literatur zur Anwendung. Sie weist alle für das Tirolerische typischen
Merkmale auf, ein solches Kennzeichen ist das sehr hart ausgesprochene k.
Ursprünglich gab es auch in den Dörfern, welche gegenwärtig Stadtteile von
Innsbruck bilden (z. B. Hötting, Wilten, Pradl, Saggen usw.), kennzeichnende
und urtümliche lokale Dialekte, die auch heutzutage noch von einem Teil der
einheimischen Bevölkerung gesprochen werden. In den größeren Siedlungen
im Inntal (z. B. Innsbruck, Schwaz, Hall, Telfs) und im Etschtal (z. B. Brixen,
Meran, Bozen) wurden Neuerungen rascher und leichter aufgenommen und
konnten sich von dort aus verbreiten (z. B. isch statt ischt). Aus beruflichen
Gründen oder um zu studieren kamen bzw. kommen Mundartdichter/innen aus
allen Landesteilen in die Landeshauptstadt bzw. in ihren Großraum und leb(t)en
zumindest für eine Weile hier.

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