Page 12 - Wieshofer
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Gedichte Marianne Wieshofer



               Die ålte Stubn



               Sie is woi nix bsunders bei ins die ålte Stubn


               Der wurmstichige Tisch – die Bänk umantum,
               a Kretenz steht noh då – die is noh nit ålt,


               a Bild noh von frührer – a Künstler håts gmålt.


               Der schiefrige Bodn – der braucht noh sei Plåg

               Und ah noh vier Fenster daß´d Sunn eichamåg.

               Die kohlschwårze Holzdeck aus urålter Zeit

               Gar vui kunnts dazoin von Load und ah Freid.


               Da Winke der is mir ganz bsunders vertraut –

               Wo der Herr als Erlöser zu ins åbaschaut.

               Gar oft fållt ich d´Händ – bin nit mehr en Stånd

               Und bitt um an Segn für ins all mittnand.



               Wenns Buachnholz krachetzt weiß außt aso sturmb,

               då is mir – ich hörs-wia noh´s Spinnradl surmb…

               Und wia sih auf d´Nacht die Junga und d´Altn

               all rund um an Tisch recht guat unterhåltn.


               „Des oafachste Essn håt gschmeckt a der Not –

               Håbm dankt noh an Herrgott für´s taglane Brot.“

               A Kind in der Wiagn für all zu a Freid –

               und d´Sorgn noh kloa – a glückliche Zeit!



               Wias Kind bald die erstn Schrittl damåcht,

               guat gführt von der Muatter – die´s beschützt und bewåcht…

               Gar vui send scho ume in déwige Ruah –

               und langsam verlöscht von jedn die Spua.




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