Page 26 - Aufsatz
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Anklängen wie auch andere Tiroler Dramatiker und Stückeschreiber, unter ihnen
die hervorragendsten von Franz Kranewitter über Karl Schönherr (Verfasser des
Gedichts „Bin a Tiroler Bua“) bis hin zu Felix Mitterer, der in Achenkirch
aufwuchs und viele Stücke in mundartlicher Sprache verfasste. Dabei handelt
es sich jeweils um eine für möglichst viele verständliche und lesbare
gemeinsprachlich ausgerichtete Dialektvariante.

Von Dr. Alois Jahn aus Achenwald am Achensee (1866-1949) stammen mehrere
Stücke und Gedichte in „Tiroler“ Mundart. Der Priester Anton Waltl aus Oberndorf bei
St. Johann (1884-1962) veröffentlichte vor allem im Kitzbüheler Anzeiger zahlreiche
Mundartgedichte. Gerne gehört waren die Mundartgedichte von Josef Stock aus Tux
(vulgo Hüttnsepp, 1908-1970), der u. a. auch zum „Güggelöch“ viele Verse beitrug.
Schließlich sind noch Otto Geissler aus dem Zillertal, Josef Friedrich Mair, Walter
Obrist und Hans Schneider als Unterinntaler Mundartdichter anzuführen, die mit
Beiträgen in Karl Paulins Büchlein „Tiroler Land – Tiroler Leut“ ( 1949) aufscheinen,
deren näheren Lebensdaten und –umstände jedoch nicht bekannt und eruierbar
sind.xliv

In den volkstümlich gehaltenen Erzählungen und Werken der beiden
bekanntesten Osttiroler Dichterpersönlichkeiten, Fanny Wibmer-Pedit (1890-
1967, Roman „Die drei Kristalle“) und des als Reimmichl bekannten
Priesterschriftstellers Sebastian Rieger (1867-1953), kommt die Diktion dem
Dialekt ebenfalls oft sehr nahe, ohne jedoch Mundartdichtung im eigentlichen
Sinn zu sein.xlv

Die Grenzen zwischen Mundart, Übergangsdialekt und regionaler
Umgangssprache sind manchmal recht unscharf und verwaschen. Diese
Sprache wurde sogar als „reizvolle Mischung aus Dialekt und Hochdeutsch“
aufgefasst, da befürchtet wurde, dass Texte im Dialekt einerseits schwer lesbar
wären und andererseits als nicht vollwertige Sprachform empfunden würden.xlvi

3.4 Vielfalt der Tiroler Mundartdichtung –
       Zeitgenössische Mundartdichtung

Mundart ist ein sehr prägnantes, emotionales und persönliches Ausdrucksmittel.
Die Vielfalt der Tiroler Mundarten zeigt sich erst richtig bei der Durchsicht der
literarischen Schöpfungen im Dialekt bzw. der Mundartdichtung. Wer sich damit
befasst und dafür interessiert, wird fündig und kann immer wieder auf neue
Namen und Texte stoßen, auch wenn im „großen“ Literaturbetrieb, sei es in
Form von Publikationen, Tonträgern oder Lesungen und Auftritten, bestimmte
Namen dominieren.

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