Page 22 - Aufsatz
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oberdeutschen bairischen und alemannischen Dialekte, zu denen auch die
Tiroler Mundarten zählen, sind insbesondere durch die Merkmale der zweiten
bzw. althochdeutschen Lautverschiebung gekennzeichnet.

3. Tiroler Mundartliteratur

Der Dialekt als vor allem gesprochene Sprache ist und war insgesamt die am
meisten angewandte Sprachform der Tiroler Bevölkerung.xxxviii Der
sprachhistorische Abriss hat gezeigt, dass der jeweilige Dialekt die eigentliche,
die gewachsene, gewissermaßen die „natürliche“ Volkssprache ist und das
Heimatverständnis wie die Volkskultur entscheidend mitprägt.

Er ist die vertraute, „private“ Sprachvariante, mit der ein Kind im Kreis der
Familie aufwächst, die im Bekannten- und Freundeskreis sowie auch am
Arbeitsplatz, in den Vereinigungen und Vereinen das hauptsächliche
sprachliche Medium darstellt und sich in vielleicht umgangssprachlich gefärbter
Ausprägung im Laufe der Zeit auch in anderen Lebens- und
Kommunikationsbereichen wie Bildungseinrichtungen, Ämtern und bei
öffentlichen Sprechanlässen in Medien und Politik einen legitimen Platz
schuf.xxxix

Dabei bedingen die Inhaltlichkeit, die Situation und die Gesprächspartner Art
und Verlauf eines Gesprächs. Während also mündliche
Kommunikationssituationen durchwegs im Dialekt gestaltet und bewältigt
wurden und werden, fand diese Sprachform in der Literatur nicht immer
dieselbe Beachtung und Würdigung.

3.1 Anfänge einer Mundartliteratur

Derartige erste Ansätze zeigten sich in Österreich ab der Barockzeit in
dramatischen Spielen, Stücken und in der sog. Predigtliteratur durch
Einschlüsse von volkstümlichen Redensarten, Passagen und Sprichwörtern
bzw. Volksweisheiten. Mundartliches Schrifttum konnte zusehends erst
entstehen, als die neuhochdeutsche Schriftsprache gefestigt war.xl In sog.
Klosterdramen und Fasnachtspielen wurden z. T. komische Mundartszenen
eingebaut, so findet man auch in den sog. Jesuiten- und Piaristendramen des
16. und 17. Jahrhunderts mundartliche Geplänkel, Bauerngespräche,
Schnaderhüpfl und Volkslieder, eine nicht unbedeutsame Ursache dafür,
Dialektliteratur oft auf bäuerlich-ländliche und naive Scherz-, Spott- und
Spaßdichtung zu beschränken.

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